Chatbot, Coaching, Digitalisierung, KI, Psychologie
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Coaching in Zeiten der Digitalisierung

In Zeiten des raschen gesellschaftlichen Wandels suchen Menschen auch über Distanzen hinweg eine Unterstützung bei beruflichen und persönlichen Entwicklungsvorhaben. Gründe sind die zunehmende Mobilität und Flexibilität in unserer Gesellschaft sowie der wachsende „digitale Lebensstil“. Zudem steht ein Generationswechsel in den Führungsebenen an, die sogenannten „digital natives“, für die es selbstverständlich ist, mit digitalen Medien und neuen Technologien umzugehen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen liegt die Vermutung nahe, dass die Bedeutung von digitalem Coaching als ein weiteres Coachingformat neben dem klassischen face-to-face Coaching weiter zunehmen wird.

Welche Möglichkeiten des digitalen Coachings gibt es bereits? Und wie erfolgt die Kommunikation zwischen Coach und Klient?

Digitale Coaching-Tools können textbasiert z.B. via Chat oder Email erfolgen und audio- oder videobasiert sein. Hierbei kommen Kommunikationstools und Videokonferenzsysteme wie beispielsweise Skype for Business, WebEx und Zoom zum Einsatz. Dabei können Coach und Klient gemeinsam in einem Dokument zentrale Punkte des Coachings schriftlich fixieren oder an einem virtuellen Whiteboard ein inneres Team aufzeichnen. Webbasierte Programme mit vordefinierten Coachingfragen und virtuelle Plattformen z.B. unter dem Einsatz von 3-D-Avataren, die zudem virtuelle systemische Aufstellungen ermöglichen, stellen weitere Optionen von digitalem Coaching dar.

Praxis und Forschung zeigen, dass digitale Coachings eine sehr fokussierte und persönliche Prozessbegleitung ermöglichen, bei der zwischen Coach und Klient eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut und die Selbstreflexion des Klienten gefördert werden kann. Manchen Klienten fällt es sogar leichter, sich über die Distanz zu öffnen, im Sinne von, sich mehr trauen, zu sagen. Insbesondere kann diese Form des Coachings durch die schriftliche Kommunikation bereichert werden. Zudem ermöglicht die Aufzeichnung der Coachinggespräche – die Zustimmung des Klienten vorausgesetzt – eine anschließende Reflexion des im Coaching Besprochenen und Erarbeiteten. 

Digitale Coachingformate können separat als auch in einer blended Form verbunden mit face-to-face Coachings eingesetzt werden. So wird es möglich, die jeweiligen Vorteile in Kombination zu nutzen, einerseits die Zeit- und Ortsunabhängigkeit des digitalen Coachings mit den bereits genannten Potentialen und andererseits den direkten Kontakt im face-to-face Coaching. Zudem können die Präferenzen des jeweiligen Klienten unterschiedlich sein und es gibt Themen, die lassen sich gut digital coachen wie z.B. persönliche Strategie- und Führungsthemen. Bei andern Themen wie Konfliktthemen kann ein direkter Kontakt unter dem Einsatz bestimmter Interventionen unterstützend sein.

Was die inhaltlichen Themen von Coaching betrifft, sind auch hier in der Praxis Veränderungen festzustellen. Der Umgang mit der Digitalisierung selbst wie z.B. Change Coaching bei digitalen Transformationen oder das Thema „Digital Leadership“ spielen eine wachsende Bedeutung im Coaching.

Wo geht die Entwicklung von digitalem Coaching hin? Welchen Einfluss wird die künstliche Intelligenz auf Coaching haben?

Es ist vorstellbar, dass zukünftig Coachings durch einen Chatbot begleitet werden. In der Verhaltenstherapie werden diese bereits eingesetzt und untersucht. Ein Chatbot ist ein Dialogsystem mit sprachlichen Fähigkeiten textueller Art. Sie sind entweder regelbasiert oder basieren auf künstlichen neuronalen Netzwerken und sind so in der Lage, Muster zu erkennen. Sie sind neutrale Zuhörer, ohne persönlich zu werten und zu beurteilen.

So könnte ein Coaching-Bot dem Klienten zur Vorbereitung auf ein Coaching bestimmte Fragen stellen und diese Informationen anschließend an den Coach weitergeben. Zudem kann ein KI-Coach im Sinne einer Extension des Coachings dem Klienten als Gesprächspartner zwischen den einzelnen Coachingsitzungen dienen. Und schließlich könnte dieser Coaching-Bot den Klienten nach dem Coachingprozess bei der Transferunterstützung in die Praxis begleiten. Gerade der letzte Punkt enthält darüber hinaus ein hohes Potential in der Form eines „KI-Lerntransfer-Coaches“ z.B. nach der Teilnahme an einem Führungstraining.

Das bedeutet nicht, dass ein „KI-Coach“ den „echten“ Coach ersetzten soll, nein, er kann diesen sinnvoll im Coachingprozess unterstützen. Der Coach wird weiterhin mit seinen empathischen und sozio-emotionalen Fähigkeiten eine zentrale Rolle spielen. Und letztendlich wird auch in einer „Coach-Chatbot-Klient“ Beziehung die individuelle Begleitung der jeweiligen Persönlichkeit des Klienten im Fokus stehen.

Ziel sollte es sein, digitale Elemente sinnvoll und nutzbringend für Coach und Klienten in den Coachingprozess zu integrieren.

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