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Künstliche Intelligenz in Organisationen und der Gesellschaft

Interview mit Andreas Klug, Marketing Vorstand der ITyX AG und Evangelist für den digitalen Wandel

Auf der AI4U (AI for YOU), der Konferenz in München zum Thema Künstliche Intelligenz, bin ich Andreas Klug begegnet. Dieser hielt dort einen spannenden Beitrag zur „Zukunft der Mensch-Maschine Zusammenarbeit“. Ein guter Grund Andreas Klug anzusprechen und ihn zu fragen, ob er sich ein Interview mit mir zum Thema „KI-Entwicklung in Organisationen und Gesellschaft“ vorstellen könnte. Hier nun das Interview.

Andreas Klug – Marketing Vorstand der ITyX AG und Evangelist für den digitalen Wandel

Andreas Klug ist Marketing Vorstand der ITyX AG, er gilt als Evangelist für den digitalen Wandel, mit dessen Ausprägungen er sich in Vortragsreihen, Fachzeitschriften und in Blogs regelmäßig auseinandersetzt. Er leitet den Arbeitskreis „Artificial Intelligence“ im Digitalverband Bitkom und ist Mitbegründer der i-Service Initiative.

MH: Wie lange sind Sie bereits im Bereich der Künstlichen Intelligenz aktiv? Und was passiert aktuell zu dem Thema in der Wirtschaft?

AK: Ich bin seit 15 Jahren in Sachen künstlicher Intelligenz unterwegs. Noch in einer Zeit, wo Entscheider aus der Wirtschaft auf den Begriff sehr empfindlich reagiert haben. Vor zehn Jahren war die Vorstellung so, dass man ein technisches System in den Keller stellt, das eine schwarze Box ist. Man hatte noch eine naive Vorstellung davon, was eine Künstliche Intelligenz sein könnte. Man dachte tatsächlich, dass das ein „Perpetuum Mobile“ sei, das man in den Keller stellt und irgendwann fängt dieses Gerät an, Dinge zu machen, die man dann nicht mehr beeinflussen und steuern kann. Heute sind wir inmitten einer aufregenden Zeit. In den nächsten Jahren werden einige Weichen gestellt, die unsere Vorstellung von Arbeit in vielen Domänen verändern wird. Das wird zu einer fundamentalen Verschiebung führen. Da sind Sie mit Ihrer Domäne auch in einem ganz interessanten Bereich unterwegs, indem Sie schauen, was macht das eigentlich mit dem Menschen.

MH: Genau da möchte ich gerne weiter ansetzen. Was glauben Sie denn, was die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz für Auswirkungen haben wird? Und wie gehen Organisationen damit um?

AK: In Bezug auf die Perspektive, die Unternehmen und größere Organisationen auf das Thema Künstliche Intelligenz haben, erkenne ich zwei große Bereiche. Der eine Bereich betrifft Unternehmen, die eine Fundamentaleinstellung zur Künstlichen Intelligenz haben. Fundamentaleinstellung heißt, KI hat eine so weitreichende Konsequenz wie die Einführung der Dampfmaschine. Deren Ansatz ist es, sich Experten und technologische Hilfsmittel ins Haus zu holen, um selber in Laborsituationen zu experimentieren, um die Dampfkraft nutzbar zu machen und dann zu schauen, wie und wo die Technologie sinnvoll in ihrem Unternehmen eingesetzt werden kann. Die andere Hälfte – auch das finde ich absolut logisch und sinnvoll – sind Organisationen, die für bestimmte Business Cases z.B. in der Kundenkommunikation möglichst hoch standardisierte KI-Lösungen zum Einsatz bringen, um damit die eigene Infrastruktur zu modernisieren. Ich würde behaupten: Vielleicht ist eine Mischung aus beidem der Königsweg. KI nur der KI willen in Laborsituationen zu betrachten, bringt mich nicht wirklich voran. Und einfach nur Standardlösungen zu adaptieren, ohne Menschen im Unternehmen zu haben, die wissen, wie man so etwas umsetzt, ist auch nicht ausreichend.

MH: Lassen Sie uns zum Thema Mensch-Maschine-Interaktion übergehen. Wie wird das aussehen, wie werden Mensch und Maschine zukünftig miteinander agieren?

AK: Auch da sehe ich das zweistufig und zwar diesmal in einer zeitlichen Komponente. Ich möchte im Folgenden zwischen der kurzfristigen und der mittel- und langfristigen Perspektive unterscheiden. Bei der kurzfristigen Perspektive spreche ich von KI als Brücke für eine veraltete Kommunikations-Infrastruktur. KI ist also eine Brückentechnologie zusammen mit der Robotic, die es uns ermöglicht, die Nachteile einer veralteten Infrastruktur – im Sinne der Effizienzsteigerung und Produktivitätssteigerung – zu überbrücken. So dass Menschen mit dieser Unterstützung schneller und produktiver arbeiten und entscheiden können. Und dann gibt es die mittel- und langfristige Perspektive. Künstliche Intelligenz ist nicht risikofrei. Ich glaube aber auch, dass KI jedem die Chance gibt, Dinge zu vollbringen, zu denen er oder sie heute nicht in der Lage ist. Sei es z.B. aufgrund geringerer Bildung und Qualifizierung. Das würde z.B. bedeuten, dass Mitarbeiter, die weniger qualifiziert sind, in einem durch eine KI-Maschine assistierten Arbeitsumfeld Entscheidungen treffen können, die auch ein Experte treffen würde. Das ist eine Positiv-Perspektive auf die KI und für mich die langfristige Perspektive von Künstlicher Intelligenz, die mehr Chancengleichheit ermöglicht.

MH: Jetzt gibt es natürlich auch Menschen die Angst und Bedenken vor dieser Entwicklung haben. Was würden Sie diesen Menschen sagen? Wie kann der Mensch selbstbestimmt mitagieren und mitwirken?

AK: Zunächst müssen hier alle Beteiligten an diesem Thema gesellschaftlich, wirtschaftlich und sozial zusammenwirken, um die Vorbehalte gegenüber der „Technisierung“ unserer Gesellschaft abzubauen. Es gibt Gesellschaften und Länder, die sich diesem Thema ganz unterschiedlich stellen. An finnischen Universitäten werden abends Veranstaltungen für die Bürger angeboten, welche die Auswirkungen der KI auf verschiedene Berufsgruppen und Jobs aufzeigen. Es geht darum aufzuklären, was sind für Trends in den einzelnen Berufsgruppen erkennbar, was bedeutet das für jeden einzelnen. Das gibt jedem die Chance, sich ein Bild zu machen. Ich selbst lerne und verstehe, dass es Entwicklungen gibt, die mein Arbeitsumfeld verbessern und vereinfachen helfen.

MH: Ethik ist zudem ein großes Thema in der KI-Diskussion. Welche Rolle spielt Ethik Ihrer Meinung nach in diesem Zusammenhang?

AK: In der Gesundheitspolitik und im Gesundheitsrecht zeigen sich, wie ich meine, die ethischen Fragestellungen am offensichtlichsten. Wenn ich eine KI habe, die Ihnen einen Song vorschlägt und die schlägt einen schlechten Song vor, dann entsteht ja kein Schaden. Aber wenn ich eine KI habe, die sagt, dass Sie einen Krebsvorfall haben und dann kommt eine OP und es stellt sich heraus, die hätte nicht sein müssen, dann ist das ein Problem. Da stellt sich die Frage, wer haftet dafür. Ist es eine Produkthaftung oder ist es eine Haftung desjenigen, der das Produkt eingesetzt hat, der Arzt in diesem Fall. Oder haftet derjenige, der das System mit Wissen gefüttert hat, dann ist es der Datenanalyst.

MH: Noch eine letzte Frage zum Arbeitskreis des bitkom. Was ist die Intention des Arbeitskreises, was wollen Sie damit bewegen?

AK: Wir wollen Transparenz schaffen. KI muss in erster Linie den Menschen und der Gesellschaft dienen. Wir möchten dabei helfen, einen Rahmen für die Nutzung von KI zu definieren, damit intelligente Maschinen unser Arbeitsumfeld, unser Leben, unsere Gesundheit verbessern helfen. Ganz konkret tun wir dies im Dialog mit der Wirtschaft, den Verbänden und der Politik. Wir veröffentlichen Publikationen oder unterstützen die KI-Agenda der Bundesregierung. Insofern versuchen wir auch politisch in einer positiven Weise auf die Entwicklung in der Wirtschaft und Gesellschaft einzuwirken.

MH: Ja, ich habe einen richtig guten Eindruck bekommen, von dem, was Sie tun und was Sie in der KI-Entwicklung bewegt. Dankeschön dafür!

AK: Gerne, es war mir ein Vergnügen.

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